Seide

Seide als Naturfaser nicht nur für Bekleidung

Seide (von mittellateinisch seta) ist eine feine Faser, die aus den Kokons der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners, gewonnen wird. Sie ist die einzige in der Natur vor kommende Endlos-Faser und besteht hauptsächlich aus Protein. Sie kommt ursprünglich aus China und war eine wichtige Handelsware, die über die Seidenstraße nach Europa transportiert wurde. Neben China, wo heute noch der Hauptanteil produziert wird, sind Japan und Indien weitere wichtige Erzeugerländer, in denen der Seidenbau betrieben wird. Das zugehörige Adjektiv ist seiden.

Schon das alte China kannten die Seide. Chinesische Seide stammte nur von dem Seidenspinner (Bombyx mori). Der Ursprung liegt etwa im 3. Jahrtausend v. Chr. Der Sage nach soll in China der legendäre Kaiser Fu Xi (etwa um 3000 v. Chr.) als erster auf den Gedanken gekommen sein, Seidenraupen zur Herstellung von Gewändern zu nutzen. Die Sage nennt noch einen weiteren berühmten Kaiser: Shennong (Gott des Ackerbaus) soll das Volk gelehrt haben, Maulbeerbäume und Hanf anzubauen, um Seide und Hanfleinen zu gewinnen.

Vom 17. bis 19. Jahrhundert hatte neben Zürich und Lyon auch Krefeld eine bedeutende Seidenindustrie, die von der Familie von der Leyen dominiert wurde. Zu den berühmtesten Kunden gehörten der französische Kaiser Napoleon und der preußische König Friedrich II.


Entstehung der Seide

Der Maulbeerspinner spinnt die Seide, die heutzutage überall im Handel ist. Es beginnt damit, dass der grau-gelbe Nachtschmetterling 200 bis 800 Eier legt. Nach etwa zehn Tagen schlüpfen aus den Eiern kleine, zwei bis drei Millimeter lange, schwarz behaarte Raupen. Schon nach drei Tagen färbt sich die Haut der winzigen Raupen weiß. Die Maulbeerspinner häuten sich und ernähren sich ausschließlich von Maulbeerbaumblättern.

Nach vier Wochen und insgesamt vier Häutungen hat die Raupe das 40.000-fache ihres ursprünglichen Gewichts gefuttert. Die Verwandlung kann beginnen.

Bevor sich die Raupe verpuppt, spinnt sie erst einmal ein Seidengewirr zwischen Grashalmen und Zweigen. Das wird die Verankerung für den Kokon. Darin hängend spinnt sie nun einen Faden von rund 3000 Metern um sich herum. Die Raupe besitzt vier Drüsen an ihrer Unterlippe. Jeweils zwei Drüsen produzieren gleichzeitig einen Faden. Der besteht aus Fibrin, einem hornähnlichen Eiweiß, und ist mit Sericin, einem Leim, verklebt. Der Kleber wird auch als Seidenbast bezeichnet.

Je nach Zucht können die Kokons kugelig sein, oval oder länglich, weiß, gelb, rosa oder grau. Eine Weile ist die Raupe darin noch aktiv. Doch dann ruht sie.

Nach 18 Tagen würde normalerweise ein weißer, wollig-behaarter Schmetterling herausschlüpfen. Doch soweit kommt es nicht. Der Züchter tötet die eingesponnene Larve schon nach zehn Tagen, damit der fertige Schmetterling nicht den Kokon zerstört. Schlüpfen dürfen nur die Maulbeerspinner, die zur Nachzucht verwendet werden.

Die Larven in den Kokons werden entweder mit Wasserdampf oder mit Heißluft getötet.  Ein Kilo Kokons ergibt ungefähr 250 Gramm Seidenfaden.

Um die Seide vom Seidenleim (Sericin, auch Seidenbast) zu befreien, wird sie in Seifenwasser gekocht und erscheint rein weiß. Diesen Vorgang nennt man Entschälen. Die Seidenfäden werden durch das Kochen dünner, geschmeidiger und glänzender. Anschließend wird die Seide häufig noch chemisch weiter veredelt. Durch Schwefeldioxid wird die Seide gebleicht.

 

Welche Eigenschaften hat Seide?

  • leicht und bequem, weich
  • Die Oberfläche ist Schmutz abweisend
  • Besonderer Glanzeffekt
  • hohe Formbeständigkeit
  • Seide neigt wenig zum Knittern
  • im Winter warm / im Sommer kühl
  • schimmert und glänzt
  • nimmt Farbstoffe sehr gut auf (Seidenmalerei, Färben)
  • Seide lässt sich um rund 15 Prozent dehnen, ohne zu reißen.
  • Auf Seidenstoffen werden besonders brillante Farben erzielt.

Empfindlich ist Seide gegenüber

  • hohen Temperaturen,
  • Abrieb
  • Wasserflecken.

Seide ist purer Luxus, Sie fühlt sich leicht und angenehm an. Keine textile Faser kann mit dem Tragekomfort von Seide mithalten aber gute Seide ist teuer und fällt auch heutzutage immer noch in die Kategorie Luxusprodukt. Der größte Seidenproduzent ist nach wie vor China, das Ursprungsland des kostbaren Materials.

Eine der bekanntesten Seidenarten ist die Maulbeerseide, die einen extrem feinen und gleichmäßigen Faden hervorbringt und zu den hochwertigsten Seiden überhaupt zählt.

Seide ist die stärkste bekannte Naturfaser der Welt, die einzige natürliche Faser, die endlos lang ist.

Man kann Seidenblumen von Hand waschen, mit einer milden Seife kurz einreiben und kalt abspülen, schon sind die Kunstblumen wieder befreit von Staub und wie neu.

Seidenblumen sind empfindlich gegen starkes, direktes Sonnenlicht. Daher die Blumen nicht in die direkte Sonne stellen.

Seide ist ein ganz besonderes Polyamid: ein Eiweiß. Da Proteine auch Polyamide sind, ist der Seidenfaden eine natürliche Polyamidfaser. Aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung und des besonderen, nahezu dreieckigen Querschnitts der Faser unterscheiden sich ihre Eigenschaften der Seide spezifisch von denen synthetischer Polyamidfasern.

Kunstseide ist übrigens kein synthetischer Nachbau von Seidenbast, sondern entsteht völlig anders. Es ist eine halb synthetische Faser aus der Umwandlung von Zellulose und nennt sich dann auch Rayon.


Durch unterschiedliche Webverfahren oder Behandlungen entstehen verschiedene Seidenqualitäten. Typische Gewebearten bei Weiterverarbeitung der Seide sind:

Seidenpulver wird in Kosmetikprodukten als Zusatzstoff bei Lippenstiften, Hautcremes und Seifen eingesetzt.

Wildseide wird aus den Kokons bereits geschlüpfter Schmetterlinge gewonnen, die nicht unter menschlicher Aufsicht gezüchtet wurden. Bei Schlüpfung hinterlassen sie ein Loch, was den Faden in mehrere Teile zerreißt. Bei Verwebung werden die Fäden verdickt, wodurch die charakteristischen unregelmäßig-noppigen Textiloberflächen entstehen.

Einer der Gründe für den militärischen Erfolg der Mongolen war das Tragen von Seidenkleidung als Schutz. Diese konnte im Zusammenspiel mit Leder und leichten Eisenelementen von Pfeilen nur schwer durchdrungen werden und bildete somit eine leichte und funktionelle Rüstung.

Nicht nur Seidenraupen produzieren Seide, sondern auch Muscheln. Die sogenannte Muschelseide wird ebenfalls zu Textilien verarbeitet und galt früher als ausgesprochenes Statussymbol.

  • ein Seil aus Seide ist stabiler als ein gleich dickes Seil aus Metall
  • 12.000 Kg Maulbeerblätter werden von einem halben Kg Raupen im Laufe seines Lebens verzehrt
  • der Faden eines Kokons hat durchschnittlich eine Breite von 20 micrometer
  • 10 Kilo Kokon werden für die Gewinnung von 1 Kilogramm Rohseide benötigt.
  • Ein Kokonfaden kann bis zu 4000 m lang werden
  • 15 Meter Seide kann ein Seidenspinner pro Minute spinnen

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